Aida Halilovic

Als ich nach der Heirat nach Deutschland kam, fühlte mich im fremden Land sehr eingeschränkt, denn ich hatte ja keine Freunde, keine Familie und ich konnte kein Wort Deutsch.“

Frau Halilovic beendete ihre dreijährige Ausbildung im Sommer 2017 und arbeitet als examinierte Altenpflegerin.

Das Interview würde während ihrer Ausbildung im Februar 2017 durchgeführt.

Frau Halilovic, Sie gehören zur ersten BeA-Generation und Ihre Ausbildung zur Altenpflegerin steht im dritten Jahr kurz vor dem Abschluss …

Ja, im Sommer sind Prüfungen. Eigentlich hätte ich mich über eine Verkürzung gefreut, denn sie hätte mir ein ganzes Jahr erspart. Andererseits ist es gerade die dreijährige Erfahrung im Seniorenzentrum, die mir jetzt Sicherheit gibt, denn in der Ausbildung arbeiten wir schnell verantwortlich mit und deshalb konnte ich viel lernen. Aus eigener Erfahrung und Beobachtung weiß ich zum Beispiel, dass unser Verhalten und Befinden die Stimmung der Bewohner beeinflusst, positiv wie negativ. Ich war stets gefordert, mich selbst zu beobachten, meine Arbeit zu überprüfen und Handgriffe sowie Maßnahmen zu verbessern. Ich habe gelernt, mich gegenüber den alten, mitunter dementen bzw. nicht orientierten Menschen freundlich aber bestimmt durchzusetzen. Diese Lernerfahrungen brauchen Zeit. Ich fühle mich nun gut ausgebildet und sicher im Umgang mit den Bewohnern. Nach bestandener Prüfung möchte ich am liebsten in der Nachtschicht arbeiten. Fünfzehn anstatt dreißig Arbeitsstunden, da habe ich mehr Zeit für die Familie.

Wie gelangten Sie zu der Entscheidung, Altenpflegerin zu werden?

Als ich nach Deutschland kam, hatte mein Ehemann schon fünfzehn Jahre hier gelebt. Ich bin ein lebendiger und kommunikativer Mensch und fühlte mich im fremden Land sehr eingeschränkt, denn ich hatte ja keine Freunde, keine Familie und ich konnte kein Wort Deutsch. Ich habe mich geschämt, wenn ich auf der Straße angesprochen wurde und nicht reagieren konnte. Als mein erster Sohn geboren wurde konnte ich schon ganz gut Deutsch, denn ich hatte sehr vom Sprachkurs und einem kleinen Job profitiert, aber nach der Geburt meines zweiten Sohnes musste ich die Arbeit aufgeben. Als endlich beide Kinder im Kindergartenalter waren, habe ich mich zu einer Qualifizierung entschlossen, recherchiert und BeA im Internet gefunden. Eine aufschlussreiche und motivierende Beratung gaben den Ausschlag.

„In der Ausbildung arbeiten wir schnell verantwortlich mit. Deshalb konnte ich viel lernen.“

Wie schaffen Sie es, Ehe, Familie und Ausbildung in Einklang zu bringen?

Leicht ist es nicht. Das alles funktioniert nur mit präziser Planung. Mein Mann koordiniert seinen Schichtdienst mit meinen Verpflichtungen im Seniorenzentrum, meine Mutter kommt immer wieder für drei Monate aus Serbien, um zu helfen und es gibt Kinderbetreuung. Wir wohnen in Gehnähe zu meinem Arbeitsplatz, das spart Zeit. Ich habe wirklich Glück, denn ich arbeite in einem guten Team und die Wohnbereichsleiterin respektiert bei der Einsatzplanung unsere Bedürfnisse. Die Treffen bei BeA sorgen für Austausch und Entspannung und motivieren zum Durchhalten. Ich bin sehr dankbar für die große Herzlichkeit und das große persönliche Engagement. Es hat mich in jeder Phase der Ausbildung entscheidend unterstützt.

Viele Menschen haben Vorurteile gegenüber dem Altenpflege-Beruf.

Meiner Meinung hat unser Beruf zu Unrecht einen schlechten Ruf. Zum Beispiel heben wir Patienten und Bewohner nicht allein. Es kommt auch gar nicht so oft vor, denn viele alte Menschen können noch mithelfen und sich selbst umdrehen oder mit Unterstützung aufsetzen. Und die Arbeit mit Menschen ohne starke kognitive Einschränkung kann wirklich bereichernd sein und großen Spaß machen.

Welche Ihrer Eigenschaften finden Sie besonders wichtig?

Ich bin begeisterungsfähig. Arbeit muss Spaß machen.